Moinsen!
Der eine oder andere hier Forum kennt mich vielleicht noch, inzwischen habe ich in 18 Jahren ca. 500.000 Km in Peugeots zurückgelegt. Die Peugeot-Macke fing im Januar 1998 mit einem 87er Peugeot 309 GTi von Gutmann an, den ich mir während meiner Ausbildung durch nächtliches Pallettenpacken in einer Spedition ermöglicht hatte. Danach folgten zwei 205er XRD, ein Peugeot 605 SV24, ein Peugeot 106 Palm Beach(?), ein Peugeot 406 und schließlich ein Peugeot 407. Letzteren habe ich nun verkauft, nachdem das Abgassystem seit fast 100.000 Km immer wieder Probleme machte. Ich habe dieses Fahrzeug wirklich gemocht, das Design finde ich immer noch einzigartig und erstklassig. Es hebt sich ab. Dazu hat es mir in den schwersten Stunden meines Lebens treue Dienste geleistet und ist auch noch nach zwei Wochen Stillstand bei <-10° C spontan angesprungen!
Aus meinen Erfahrungen ergibt sich ein sehr diffuses Bild, was die Fahrzeug- und Motorenqualität der Autos angeht. Der 406 STDT war aus heutiger Sicht das zuverlässigste Auto mit dem kürzesten Werkstattaufenthalten. Wäre mir kein LKW über den Kotflügel gefahren, würde ich den 406er bestimmt heute noch fahren. Der Nachfolger, 407 HDI 136, war eine absolute Möhre - der Motor lief immer, das Getriebe war auch immer top! Der Verbrauch moderat - aber alles andere ging kaputt und machte dermaßen Probleme, dass wir uns letztlich gegen das Fahrzeug entscheiden mussten: Fast 10.000 EUR an Werkstatt- und Ersatzteilkosten in 5,5 Jahren! Kupplung rutschte bei Vollgas (Clemens Kennfeldoptimierung), trat auch mit neuer Kupplung und veränderter Druckplatte auf, wiederholt festsitzende Handbremse und damit einhergehender Verschleiß der hinteren Bremsanlage, obwohl mehrfach in der Werkstatt repariert, Elektropumpe der Servolenkung defekt, Fensterheber defekt, Heckscheibenwischer defekt, festgegammelte und immer wieder mit WD40 behandelte Tankdeckelverriegelung, Zweimassenschwungrad defekt, Glühlampenfederkontakte der Kennzeichenbeleuchtung "wegkorrodiert", Fenster der Heckklappe defekt, Kofferraumöffnung defekt, ZV-Stellmotor beifahrerseitig defekt, Klimaanlage "nur" beifahrerseitig defekt, Ausrücklager defekt, Hydrostößel klappern, Scheibenwischer-LUNs defekt, Motorlager des Innenraumlüfters ausgeschlagen, Panoramadach ausgehakt, Außenspiegelmechanik der Beifahrerseite defekt, Heckklappe nach 5 Jahren stark angerostet -> mit 50%iger Kulanz von Peugeot neu lackiert und 2 Jahre später wieder verrostet, dann Türschloss auf Fahrerseite defekt, ABS-Sensoren mehrfach defekt, Aluminiumabdeckungen der hinteren Türen ständig lose, gleiches gilt für die außenliegenden Fensterleisten... ich habe bestimmt viel vergessen.
Und das alles bei einem Auto mit lediglich 300.000 Km Laufleistung im Alter von nicht einmal 10 Jahren. Ich habe den Wagen immer sehr pfleglich behandelt, warm- und kaltgefahren und bei regelmäßigen Wartungsintervallen einen proaktiven Austausch der Teile vornehmen lassen, die einfach zu erreichen waren.
Worauf ich eigentlich hinaus will: Es wundert mich wirklich, dass es Peugeot immer noch gibt. Wenn eine Firma solche Autos wie meinen 407er aus der Produktionshalle fahren lässt, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Dazu leidet dann auch noch die eigene Reputation, weil man sich ständig vor anderen Menschen, Freunden und der Familie rechtfertigen muss, warum man die nächste kostspielige Reparatur eigentlich noch durchführen lässt. Und das, obwohl man bildungsmäßig vermeintlich selber in der Lage ist, den Sachverhalt richtig einzuschätzen und hofft, es sei für lange Zeit nun aber auch wirklich die letzte fällige Reparatur, die nun anstünde. Ich bekomme beim Gedanken an die ganze Kohle, die ich in die Möhre gesteckt habe, wirklich Rachegelüste an Peugeot. Diese Karre war eine Verarschung seines Käufers und ich habe mehr als einmal Glück mit den Werkstätten gehabt, die sich überdurchschnittlich intensiv um das Fahrzeug bemüht haben, weil das Geld auch nie eine Rolle gespielt hat. Ein Arbeitskollege fährt den 3008er, der ist wohl ähnlich katastrophal und fällt zeitlich in die selbe Ära des Sparens um jeden Preis im Hause Peugeot.
Wir haben noch einen 2003er 206 SW S16 vor der Tür, den meine Frau als Einkaufswagen und Mama-Taxi (wir wohnen "auf'm Dorf") für unsere beiden Kinder nutzt. Ich bleibe Euch also, zumindest teilweise, noch eine Weile erhalten. Vielleicht bietet Peugeot zum End-of-LifeCycle unseres 206ers ein äquivalentes Gefährt an, das ähnlich zuverlässig ist. Naja, das Getriebe zickt auch schon und der 5. Gang fliegt immer raus, aber da wurde schon alles probiert und die Schaltgabel bereits getauscht.
Ganz im Gegensatz dazu wünsche ich Euch ein Frohes Fest, einen Guten Rutsch und viele Grüße
Björn
Service