Etwas praxisorientierten Lesestoff für die Monopoint-TU-Fraktion gibt es hier:
http://www.ax-club.de/axforum/showtopic ... adid=18821
Der größte Teil der Erfahrungen lässt sich natürlich auch auf andere Fahrzeuge mit Benzinmotor ableiten.
Ich persönlich fahre mittlerweile seit etwa 1,5 Jahren in Auto und Roller nur noch E85. Im Sommer geht das problemlos pur, im Winter mische ich bei sehr kaltem Wetter etwas Benzin/E10/... dazu, damit der Ofen anspringt. Alle bisher konvertierten Fahrzeuge (4 Autos, 1 Roller) haben kräftig an Drehmoment und geringfügig an Spitzenleistung zugelegt. Ich muss allerdings auch zugeben, daß alle Autos frei programmierbare Motorsteuerungen haben (bekommt der Roller hoffentlich über den Winter auch) und daß ich fleißig an den Zündkennfeldern herumgedreht habe. (E85 hat 104 Oktan, verbrennt bei niedrigem Füllungsgrad langsamer und bei hohem Füllungsgrad schneller) Es gibt aber im Freundeskreis auch zahlreiche Fahrzeuge mit Bosch-Steuerung, die gut laufen und teilweise ebenfalls etwas Drehmoment gewonnen haben.
Problematisch ist, daß E85 unterhalb von ca. 15°C nicht mehr freiwillig verdampft und daher beim Anlassen nur noch als Tröpfchen im Motor ankommt. Bis etwa 0°C bekommt man die Monopoint-Motoren mit etwas Geduld noch mit 2-3 Startversuchen an, darunter sollte man sich eher in Richtung E70 bewegen. Mit ca. E50 sprang der alte 1.1er selbst bei -20°C noch mit 1-2 Versuchen an. (der war allerdings wegen der deutlich erhöhten Verdichtung ohnehin startwilliger als der jetzige Serienmotor)
Desweiteren ist der Heizwert etwas schlechter (33% gegenüber purem Benzin ohne jeglichen Alkohol) und man braucht eine etwas größere Menge Kraftstoff, um bei gegegebener Luftmenge (die gibt der Gasfuß vor) eine halbwegs vergleichbare Verbrennung wie mit Benzin hinzubekommen. Während die käuflichen Anlagen fast ausnahmslos nur die elektronische Öffnungszeit verlängern, halte ich eine Erhöhung des Benzindrucks oder die Montage größerer Düsen für sinnvoller. Normalerweise macht ein Serien-PKW bei Vollgas und Nenndrehzahl seine Einspritzdüse(n) je nach Wetter bis zu 80...90% auf. Versucht man nun diesen Wert um 20-30% zu verlängern ergibt sich ein Problem
Bei den Fahrzeugen mit Monopoint-Einspritzanlage (Betriebsdruck 1bar) kann man eine Benzinpumpe vom Multipoint-Motor einbauen und dann den Benzindruck erhöhen. (geht beim Monopoint sehr einfach - da kann man Unterlegscheiben oder eine 2. und/oder 3. Feder einsetzen) Die Multipoint-Benzinpumpen sind üblicherweise für 4-5bar Betriebsdruck ausgelegt. Weil die Multipoint-Fahrzeuge normalerweise mit 2,5-3bar Benzindruck herumfahren, braucht man auch dort oft nur den Druckregler ersetzen.
Der reale Mehrverbrauch hängt stark vom Einsatzprofil und Entwicklunsstand des Motors ab. Während ein gutes Aggregat mit hoher Verdichtung auf Autobahn und Landstraße durchaus in die Region des Serienmotors mit Benzin kommt, kann ein Serienmotor im Stadteinsatz schon 15-25% mehr verbrauchen. Unterm Strich fährt man aber selbst bei 25% Mehrverbrauch noch preiswerter als mit Benzin - und braucht sich nicht nach den täglich schwankenden Benzinpreisen richten.
Ein weiterer Nachteil ist, daß der Motor deutlich kühler läuft und daher langsamer warm wird. Da Alkohol sich mit Wasser mischen lässt, zieht die gesamte Mischung ebenfalls Wasser und man bekommt es über diesen Weg auch ins Öl - das sollte also gelegentlich begutachtet und mindestens 1x jährlich gewechselt werden. (ein Schelm, wer denkt daß E10 sich mit Wasser strecken ließe
)
Gruß, Mario
106 Sergio Taccini, 1124cm³, MS2/Extra 3.3.x, 150000km,
E85
Jet Force 125 EFI, 125cm³,
E85
106 Rallye, 1294cm³, 225000km,